Tessiner SRG-Radios schielen nach Italien

Programmanalyse SRG (2010)

Die neueste von Publicom für das Bakom realisierte Analyse der SRG-Radioprogramme konzentrierte sich auf die Tessiner SRG-Radios. Diese zeigen unter anderem eine starke Ausrichtung auf Geschehen in Italien, das insgesamt sogar mehr Raum einnimmt als Ereignisse in der italienischen Schweiz. Vergleichsweise gross ist auch das Interesse für die anderen Schweizer Sprachregionen. Dies im Gegensatz zu den deutschen und welschen SRG-Radios, die nur wenig über die italienische Schweiz berichten.

Von den im Zentrum der Erhebung stehenden italienischsprachigen SRG-Programmen differenziert sich Rete Due klar als Sender für Kultur und Politik, der sich mit einem hohen Anteil an Klassik auch musikalisch von den beiden anderen Programmen abhebt. Rete Uno strahlt ein Vollprogramm aus mit einer hohen Informationsleistung und einem vorwiegend aus Mainstream-Pop bestehenden Musikprogramm. Rete Tre setzt auf mehr und vor allem jüngere Musik. Bei allen drei Programmen fällt die starke Ausrichtung auf Ereignisse in Italien auf, die bis zu einem Viertel der Informationsleistung beanspruchen. Die Orientierung am direkten Nachbarland ist weitaus stärker als in den SRG-Programmen der Deutsch- und Westschweiz.

Die ersten SRG-Programme der anderen Sprachregionen (DRS 1, La Première) zeichnen sich im Vergleich zu den Vorjahren durch strukturelle Stabilität aus. Weiterhin wird eine hohe Informationsleistung erbracht, die das Ausland, die eigene Sprachregion sowie nationale Themen umfasst. Unverändert schwach ist jedoch das Interesse für die jeweils andere Sprachregion.

 

1. Programmstruktur

Von den drei Radioprogrammen in der italienischsprachigen Schweiz unterscheidet sich strukturell vor allem Rete Tre von den beiden anderen, und zwar durch einen vergleichsweise hohen Musikanteil bzw. einen deutlich geringeren Informationsanteil (19%). Rete Due (38%) produziert eine noch etwas grössere Informationsleistung als Rete Uno (35%), das wiederum durch einen relativ hohen Serviceanteil auffällt und als einziges italienischsprachiges SRG-Radio Live-Sport ausstrahlt. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Sender den Anteil an Live-Sport (6%) deutlich erhöht und die Moderation (7%) stark reduziert.

Die Programmstruktur von DRS 1 ist gegenüber dem Vorjahr unverändert, der Informationsanteil (36%) liegt im Rahmen des ersten und zweiten Tessiner Programms. Nach wie vor den mit Abstand höchsten Informationsausstoss der untersuchten SRG-Radios weist jedoch La Première (65%) auf. Er hat gegenüber dem Vorjahr sogar etwas zugenommen. Insgesamt ist die Programmstruktur des ersten welschen Programms aber weitgehend unverändert.

 

2. Information

In den italienischsprachigen Programmen wird ein Grossteil der Information ausserhalb der Newsbulletins in speziellen Informationsmagazinen oder im übrigen Programm eingestreut ausgestrahlt. Bei Rete Uno machen die Nachrichtenbulletins lediglich ein Fünftel der Informationsleistung aus, und auch bei Rete Tre ist es nur knapp ein Drittel. Entsprechend vielfältig sind die eingesetzten journalistischen Formen, wobei das Interview bei allen drei Tessiner Programmen die wichtigste Vermittlungsform darstellt.

Thematisch präsentieren sich die drei Programme nur teilweise komplementär. Gesellschaftsthemen und Sport haben sowohl bei Rete Uno (29% bzw. 14%) als auch bei Rete 3 (26% bzw. 14%) einen hohen Stellenwert, letzteres setzt dabei auch stark auf Human Interest-Geschichten und Bad News (zusammen 11%). Rete Due ist vor allem durch einen sehr hohen Anteil an Kulturthemen (42%) charakterisiert, und gewichtet auch die Politik (19%) höher als Rete Uno (18%) und Rete Tre (11%). Rete Uno hat im Vergleich zum Vorjahr die Politikberichterstattung reduziert und thematisiert dafür Gesellschaftsthemen wie Religion, Partnerschaft oder Gesundheit intensiver.

Die Auslandberichterstattung nimmt bei den drei Tessiner Programmen einen sehr hohen Stellenwert ein. Die entsprechenden Anteile schwanken zwischen 43% (Rete Uno) und 51% (Rete Due), wobei in erster Linie Ereignisse in Italien thematisiert werden. Solche sind für Rete 2 sogar noch wichtiger als die italienischsprachige Schweiz. Auf Rete 2 ist fast ein Viertel der gesamten Information dem südlichen Nachbarn gewidmet. Die anderen Schweizer Sprachregionen finden im Vergleich zu den DRS- und RSR-Programmen recht gute Beachtung. Allerdings beschränkt sich diese fast ausschliesslich auf die Deutschschweiz, insbesondere auf Rete Uno. Der Vergleich von Rete Uno zum Vorjahr zeigt, dass die anderen Sprachregionen deutlich mehr Gewicht erhalten haben, allerdings zulasten der Informationen über die italienischsprachige Schweiz, während die Auslandberichterstattung unverändert geblieben ist.

Auch DRS 1 und noch stärker La Première strahlen einen Grossteil ihrer Informationen ausserhalb der Nachrichtenblöcke aus. Dialogformen wie Interviews und Studiogespräche kommen dabei besonders häufig zum Einsatz. Thematisch gewichtet DRS 1 Politik (23%), Wirtschaft (17%) und Gesellschaft (14%) am stärksten, La Première fokussiert auf Gesellschaftsthemen (33%) und Kultur (30%). Diese Themenakzente entsprechen weitgehend dem Vorjahr.

Einen Grossteil der Informationsleistung widmen auch die ersten SRG-Programme der deutschen und französischen Schweiz Ereignissen im Ausland. Bei DRS 1 liegt dieser Anteil bei 38%, bei La Première sogar bei 46%, doch spielen die Nachbarländer im Westen und Norden keine so dominante Rolle wie Italien für die Tessiner SRG-Programme. DRS 1 berichtet nicht häufiger über Deutschland als über Italien und Frankreich (je 2%), und La Première widmet Ereignissen in Deutschland (9%) sogar etwas mehr Zeit als solchen in Frankreich (8%). Was das Interesse für die jeweils andere Sprachregion anbelangt, zeigt sich dasselbe Bild wie in den Vorjahren: Die Beachtung ist sowohl bei La Première (3%) als auch bei DRS 1 (4%) äusserst gering.

 

3. Musik

Die drei italienischsprachigen SRG-Sender differenzieren sich auch durch die Musik. Wie in der Deutschschweiz und in der Romandie zeichnet sich vor allem das zweite Programm, Rete Due, durch ein eigenständiges Musikformat aus, das überwiegend aus Klassik (58%) und Jazz (18%) besteht. Rete Uno und Rete Tre dagegen setzen grösstenteils auf Pop (78% bzw. 66%) und Rock (8% bzw. 15%). Rete 3 unterscheidet sich vom ersten Programm insbesondere durch einen urbaneren, rockigeren Stilmix mit einem deutlich höheren Anteil an Black-Soul/Funk/Hiphop (14%). Dass Rete 3 ein jüngeres Publikum anpeilt als Rete Uno zeigt sich auch im Umstand, dass das Musikformat von Rete 3 zu einem guten Drittel aus Titeln besteht, die in den letzten zwei Jahren erschienen sind, wohingegen Rete 1 etwas ältere Musik spielt.

 

 

 

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