Netzjournalismus hat ein Qualitätsproblem

DELPHInarium 2/2014

Abbildung 1: Welche Konsequenzen auf die inhaltliche Qualität hat die Verlagerung des Informationsangebots in die digitalen Kanäle? (n=21)
Abbildung 2: Zukunft kostenpflichtiger Online-Informationsangebote (n=22)
Abbildung 3: Zahlungsbereitschaft für Inhalte (n=22)
 

Die universelle Verfügbarkeit von publizistischen Informationsangeboten hat auch ihre Schattenseiten: Die inhaltliche Qualität erodiert. In der zweiten Runde der DELPInarium-Befragung 2014 befassten sich die befragten Medienexperten mit der Zukunft des Online-Journalismus.

Bereits heute erfolgt gegen die Hälfte des Konsums an tagesaktuellen Informationsangeboten online über digitale Kanäle. Doch die universelle Verfügbarkeit ist das eine, das andere ist die Qualität der Information, und diese nimmt ab. Zwei Drittel der befragten Experten sind sich einig: Online-Information hat ein Qualitätsproblem. Zum einen wächst die Fehlerquote wegen des Zwangs zur Geschwindigkeit und weil immer mehr Akteure auf Ereignisse reagieren. So meint ein Experte, dass die journalistische Sorgfalt unter den neuen Produktionsbedingungen leide: „Die Qualität nimmt ab, weil ja immer wieder alles korrigiert werden kann.“ Zum anderen favorisiert die Orientierung der Journalisten an den Klickraten massentaugliche, seichte Inhalte. (Siehe Abb. 1)

Keine Einigkeit herrscht hingegen, was die Folgen dieser Entwicklung für die Medienmarken sind. Zwar glaubt eine klare Mehrheit der Experten, dass Medienmarken im Netz ihren Markenwert erheblich steigern können, doch ob Online-Medien heute und in naher Zukunft die Funktion von Leitmedien übernehmen können, ist ungewiss. Fast die Hälfte der Befragten glaubt, dass dies möglich ist, eine knappe Mehrheit ist skeptisch.

Bezahlangebote vor ungewisser Zukunft

Ungeklärt ist auch nach wie vor die Frage der Finanzierung von Online-Informationen. Während verschiedene Medienhäuser zurzeit dazu übergehen, ihre Online-Angebote kostenpflichtig zu machen, setzen andere voll auf Gratis-News-Portale. Gemäss DELPHInarium haben letztere wohl die besseren Karten: Nur ein Viertel der Befragten glaubt nämlich, dass kostenpflichtige Online-Angebote sich früher oder später durchsetzen werden. Insbesondere für Mainstream-News und Unterhaltung bestehe kaum Zahlungsbereitschaft. (Siehe Abb. 2)

Gleichwohl sind sich die Experten weitgehend einig, dass das Publikum bereit ist, für qualitativ hochwertige Exklusivinhalte in die Tasche zu greifen. Wie solche Inhalte beschaffen sein müssen, ist aber weniger klar. Am ehesten vermuten die Experten Zahlungsbereitschaft für Wirtschafts- und Finanzmarktinformationen. Auch für Hintergrundberichte und Lokalinformationen ist dies teilweise der Fall. Kaum Hoffnung besteht allerdings für aktuelle News aus dem In- und Ausland, Sport und Boulevardthemen. (Siehe Abb. 3)

Wie exklusiv müssen Informationen sein, dass Leute dafür bezahlen?

Verschiedene Voten weisen darauf hin, dass die Bereitschaft für Informationen zu bezahlen primär davon abhängt, wie exklusiv diese sind. An diesem Punkt dürfte sich das Schicksal der bezahlten Online-Information entscheiden. Dass es hart werden könnte, zeigen die folgenden Aussagen: „Es gibt kaum publizistische Inhalte, die derart exklusiv sind, dass dafür im Moment eine substanzielle Zahlungsbereitschaft bestünde“ oder, wie es ein weiterer Experte auf den Punkt bringt: „There is always a way to get things for free.“

 
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