Mediennutzung vor tiefgreifendem Wandel

DELPHInarium 2/2012

Abbildung 1: Wird der Zeitaufwand der Bevölkerung für Mediennutzung in den nächsten fünf Jahren insgesamt .. (n=29)
Abbildung 2: Welche Medien werden in fünf Jahren mehr, weniger oder gleichviel genutzt wie heute? (n=29)
Abbildung 3: Wie wichtig sind folgende Faktoren für die Entwicklung der Mediennutzung in den nächsten fünf Jahren? (n=29)
Abbildung 4: Wie wird sich angesichts der Veränderungen der Mediennutzung die Profitabilität der folgenden Medienangebote entwickeln? (n=29)
 

Smartphones und Tablets sind im Begriff die Mediennutzung grundlegend zu verändern. Nach Meinung der DELPHInarium-Experten werden sich die Medienkonsumenten in den nächsten fünf Jahren vermehrt von den klassischen Medien abwenden und auf die digitalen Plattformen umsteigen.

Für Medienunternehmen bringt die DELPHInarium-Befragung über die Zukunft der Mediennutzung eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht: Der Zeitaufwand für Mediennutzung wird weiter zunehmen. Die schlechte: Die alten Geschäftsmodelle kommen noch weiter unter Druck. (Siehe Abbildung 1, oben)

Dass die Menschen in fünf Jahren mehr Zeit für Mediennutzung aufwenden werden, wird kaum in Zweifel gezogen. Begründet wird dies vor allem durch die massive Zunahme der mobilen Nutzung. Eine Expertin erklärt dies wie folgt: „Mobile verführt zum Immer-wieder-Anklicken„. Neben dem mobilen Kanal sorgen auch die (stationäre) Internetnutzung und eBooks für Wachstum. Auch die Nutzung von Social Media wird gemäss Expertenmeinung weiter zunehmen. Überraschenderweise mischt sich hier aber eine gewisse Skepsis dazu: Immerhin ein Viertel der Befragten glaubt nämlich, dass die Social Media Nutzung in den nächsten fünf Jahren stagniert oder sogar rückläufig sein wird. (Siehe Abbildung 2, oben)

Verlagerung in die digitalen Kanäle

Schlecht sieht es hingegen für die Printmedien aus. Bis auf einen Befragten, der eine Stagnation erwartet, sind alle Experten der Ansicht, dass der Konsum von gedruckten Medien zurückgehen, bzw. sich in die digitalen Kanäle verlagern wird. Diese Einschätzung erstaunt insofern, als in der Schweiz bisher kein starker Rückgang der Printmediennutzung festgestellt werden konnte.

Etwas besser stehen die Aussichten für Radio, Fernsehen und Kino. Hier gehen die Befragten mehrheitlich von einer Stagnation aus. Einzig für das Radio erwarten Vereinzelte ein Wachstum, zurückzuführen vermutlich auf neue digitale Verbreitungstechnologien (DAB+).

Als Treiber für die Entwicklungen in der Mediennutzung ortet das Expertenpanel in erster Linie neue Technologien, aber auch gesellschaftliche Veränderungen wie die Zunahme der Mobilität oder soziodemografische Veränderungen. Weniger Einfluss wird der Entwicklung der Preise für Endgeräte und Content beigemessen. (Siehe Abbildung 3, oben)

Düstere Zeiten für journalistische Angebote?

Die Änderungen in der Mediennutzung werden sich stark auf die Profitabilität der verschiedenen Medienangebote auswirken. Ihre Gewinne steigern werden in den nächsten fünf Jahren in erster Linie Suchmaschinen und Social Media. Für die journalistischen Angebote sieht das Panel dagegen düstere Zeiten heranbrechen. Wachstum sehen die Experten einzig für die digitalen Informationsportale der Medienanbieter. Allerdings erwartet auch hier die Mehrheit nur eine leichte Zunahme der Profitabilität, was auf eine gewisse Skepsis bezüglich der Tragfähigkeit der Geschäftsmodelle schliessen lässt. Verhältnismässig gut werden sich auch die Special-Interest-Magazine halten, deren Profitabilität sich nicht verändern wird. Eine Stagnation oder einen leichten Rückgang erwarten die meisten Befragten für die Sonntagspresse und die Pendlerzeitungen. Uneinheitlich werden die Aussichten für privates Radio und Fernsehen beurteilt, wobei die grösste Expertengruppe hier keine Veränderungen erwartet. Eindeutig fällt das Urteil aber für die Abonnementspresse aus: Alle Experten erwarten hier einen Rückgang der Profitabilität, mehr als die Hälfte ist sogar der Meinung, dass dieser „stark“ ausfallen wird. Nur wenig besser stehen die Aussichten für die Boulevardpresse und die General-Interest-Zeitschriften. (Siehe Abbildung 4, oben)

Gleichwohl nehmen die Experten an, dass die Ausgaben der Schweizerinnen und Schweizer für Paid Content Dienste in den kommenden Jahren stark wachsen werden. Ein Durchschnitts-schweizer soll bis in fünf Jahren bereits über 200 Franken pro Jahr für solche Angebote ausgeben. Die Annahmen der Experten streuen allerdings gewaltig, nämlich um das 66-fache! Es lässt sich daraus vor allem eines schliessen: Das Rätselraten über das Erfolg versprechende Geschäftsmodell für journalistische Angebote geht weiter.

 

 

 

 

 
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