Social Media wichtiger für Meinungsbildung

Der Medienmonitor Schweiz liefert zum dritten Mal eine sachliche und systematische Grundlage für die Beurteilung der hiesigen Medienlandschaft und insbesondere der freien Meinungsbildung. Die Studie 2019 erfasst die Meinungsmacht von gut 170 Medienmarken und neun Medienkonzernen in nationalen, sprachregionalen und regionalen Märkten, und sie dokumentiert unternehmerische Verflechtungen und die wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse im Schweizer Medienmarkt.

Keine unmittelbare Gefährdung der Meinungsvielfalt

Im Jahr 2019 zeigt sich erneut eine vielfältige und leistungsfähige Schweizer Medienlandschaft, die ihre gesellschaftliche Funktion zur Meinungsvielfaltssicherung weitgehend erfüllt: Der Bevölkerung stehen in der ganzen Schweiz, drei Sprachregionen und 14 lokal-regionalen Medien­räumen genügend Alternativen zur Verfügung, um ihren Informationsbedarf bei unterschiedlichen Quellen zu decken. Wie schon in den Vorjahren wurden in keinem Raum Hinweise auf eine akute Gefährdung der freien Meinungsbildung gefunden, indem eine einzelne Medienmarke, eine Markenkombination oder ein Konzern in der Lage wären, die Meinungsbildung über Gebühr zu prägen; d.h. über 50 Prozent der Meinungsmacht auf sich zu vereinen.

20 Minuten und SRG SSR-Marken prägen die Meinungsbildung

Am wenigsten Gefahr besteht wiederum auf nationaler Ebene, da Schweizer Medienmarken in der Regel auf einen Sprachmarkt oder eine noch kleinere Region ausgerichtet sind. So firmiert dort erneut die mehrsprachige Gratis-Pendlerzeitung 20 Minuten als unbestrittene, aber nicht dominante Schweizer Nummer 1 für Meinungsmacht. In den Landesteilen und in den meisten regional-lokalen Medienräumen hält die SRG SSR ihre klar stärkste Position, trotz kleineren Einbussen: Mit den beiden ersten sprachregionalen TV- und Radioprogrammen und teilweise den dritten Radioprogrammen belegt die öffentliche Rundfunkveranstalterin jeweils einen Grossteil der Spitzenplätze in den regionalen Rankings. Hinzu kommt, dass gerade auch die SRG SSR vom fortwährenden Erstarken von Online profitiert und mit srf.ch wiederum den Aufsteiger des Jahres präsentiert. Private Medienanbieter der Schweiz stellen noch 42 Prozent der meinungsstärksten Angebote in den Landesteilen und kleineren Medienräumen, sie erreichen aber nur wenige absolute Spitzenpositionen. Je nach Medienraum verschaffen sich zwei bis fünf regionale Medienmarken (meist Print oder Radio)eine starke Position und tragen so zur Meinungsvielfalt bei. Die ausländischen TV-Programme verlieren insgesamt weiter an Relevanz für die Meinungsbildung.

Social Media und Konzern-Duopol

Zum zweiten Mal wurde im Rahmen des Medienmonitor Schweiz auch die Meinungsmacht für Social Media hochgerechnet: Es zeigt sich, dass die sozialen Netzwerke (Facebook, YouTube, Instagram, Twitter) gegenüber dem Vorjahr an Einfluss hinzugewinnen und vor allem in der Französischen und Italienischen Schweiz die Konkurrenzsituation um Meinungsmacht und Aufmerksamkeit verschärfen. Landesweit und in der Deutschschweiz vereinnahmt die Gattung 13% bzw. 11% der Meinungsmacht. Im Tessin springt sie von 13% im Jahr 2018 auf jetzt 17% und liegt nun gleichauf mit Print. Und in der Französischen Schweiz erreicht Social Media bereits ganze 19% der sprachregionalen Meinungsmacht – und liegt damit vor Print mit einem Anteil von 17%. Die sozialen Netzwerke profitieren vor allem von ihrer Attraktivität für junge Zielgruppen, ein Bevölkerungssegment, das von vielen anderen grossen Medienmarken, auch der SRG SSR, immer weniger angesprochen wird.

Meinungsmacht von Social Media im Gattungs- und Vorjahresvergleich
Vergleich 2018 und 2017, Anteile an summierter Meinungsmacht (Reichweiten-Hochrechnung für Social Media)

Erfreulicherweise haben sich die Marktaustritte, die sich noch im Jahr 2018 als problematisch herausgestellt hatten, in der aktuellen Periode nicht fortgesetzt. Andererseits geht die Entwicklung zur Zusammenlegung von Redaktionsorganisationen (Mantelredaktionen TX Group, zentrale Newsdesks bei SRG SSR) oder ganzer Organisationsgeflechte (CH Media) mit einer Reduktion der inhaltlichen Vielfalt (zumindest) bei überregionalen Informationen einher, die für die ausgewogene Meinungsbildung wenig begrüssenswert ist. Zudem konzentriertsichdie Meinungsmachtin der kleinen Schweiz nach wie vor auf das Duopol SRG SSR und TX Group. Dieses wurde seit 2018 allerdings etwas schwächer, nach Einbussen bei den Hauptmarken der öffentlichen Anbieterin, und mit CH Media fordert ein multimedialer Mitbewerber im Deutschschweizer Markt die traditionellen Strukturen heraus.

Der Medienmonitor Schweiz beobachtet jährlich die Entwicklungen der Medienlandschaft und der Meinungsbildung in der Schweiz.

Die dreisprachige Studienwebsite visualisiert Kernbefunde und dokumentiert aktuelle Marktstrukturen und Ereignisse:

www.medienmonitor-schweiz.ch

Jahresbericht 2019
Factsheet Social Media

Zusammenfassungen:
Deutsch
Französisch
Italienisch
Englisch

Bakom-Medienmitteilung

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