Privatradioprogramme werden sich wieder ähnlicher
Die Schweizer Privatradiolandschaft ist nicht nur ein Spiegel der kulturellen und politischen Vielfalt des Landes, sie ist auch ständig in Bewegung und schwankt zwischen Homogenisierung und Differenzierung. Nachdem seit der Jahrtausendwende ein Trend zur Differenzierung zu beobachten war, gleichen sich die Programme neuerdings wieder an – möglicherweise eine Folge der zunehmenden Konzentration im Radiomarkt.
Die Schweizer Privatradiolandschaft ist generell durch eine grosse Vielfalt charakterisiert. Mit teilweise sehr unterschiedlichen Programmkonzepten suchen die Radios den Publikumserfolg, je nach Kontext, Wettbewerbssituation und unternehmerischen Zielsetzungen. Diese Vielfalt ist indessen regional immer wieder in Frage gestellt. Es zeigt sich nämlich über längere Zeiträume, dass sich Homogenisierungs- und Differenzierungstrends abwechseln. Waren zu Beginn der Programmanalysen ab 2009 die Differenzierungstendenzen stärker ausgeprägt, so sind seit einigen Jahren wieder vermehrt programmliche Angleichungen zu beobachten. In der italienischen Schweiz hat der Homogenisierungsprozess, der sich in erster Linie in den Musikformaten manifestiert, bereits 2013 eingesetzt, in der deutschen und französischen Schweiz ist er seit der letzten Erhebung 2016 festzustellen – allerdings mit einer Ausnahme: Mit der Umpositionierung vom früheren Yes FM in Radio Lac entstand eine neues Programmangebot, das im privaten Radiomarkt der Schweiz einzigartig ist. Mit seinem hohen Wort- und Informationsanteil ähnelt es stärker dem wortstarken RTS-Radio La Première als einem klassischen privaten Begleitradio. Programmliche Vereinheitlichungstendenzen manifestieren sich zum einen bei Radios, die zu einer Unternehmensgruppe gehören. Zum anderen sind aber auch Radios betroffen, die – wie in der italienischen Schweiz – miteinander im Wettbewerb stehen. Im Tessin haben sich die beiden Privatradios in einem Masse angeglichen, dass sie punkto Musikformat und Programmstruktur kaum noch zu unterscheiden sind. Im Raum Zürich sind Planet 105 und Energy Zürich zusammengerückt. Deren Musikformate weisen kaum noch Unterschiede auf. Dasselbe geschah zwischen FM 1 und Radio Südostschweiz im östlichen Landesteil. Im Bereich der Information sind die Entwicklungen weniger auffällig und auf „Konzernradios“ der Ringier- und CH-Media-Gruppe beschränkt. Sie betreffen hauptsächlich Angleichungen der Informationsvolumina (Radio 24, Argovia) und des Themen-Mix (Energy-Radios).
Sehr unterschiedliche Erfüllung des gesetzlichen Programmauftrags
Obwohl fast alle konzessionierten Privatradios denselben Leistungsauftrag erfüllten müssten, schwanken die entsprechenden Programmleistungen sehr stark. Sehr unterschiedlich wird zum Beispiel die Forderung nach relevanter Information aus dem Konzessionsgebiet interpretiert. Radio Lac verbreitete 2018 in der Prime Time wochentags 76 Minuten regionale Informationen aus. Auch RFJ, RJB und Munot strahlten mit über 40 Minuten weit überdurchschnittlich viele Regionalinformationen aus. Nur gerade fünf Minuten waren es aber bei FM 1, GRRIF und Rouge FM. Im Vergleich der Sprachregionen schwingen die Privatradios der Romandie obenaus. Sie bieten in der Regel deutlich mehr regionale Informationen als die Radios der anderen Sprachregionen. Am wenigsten Regionalinformationen produzieren die Tessiner Radios. Ausserdem fällt auf, dass Radios, die Gebührenanteile erhalten, meistens deutlich mehr regionale Informationen ausstrahlen als Radios, die sich ausschliesslich am Werbemarkt finanzieren müssen.
Das erhebliche Leistungsgefälle zwischen den konzessionierten Radios ist am Ursprung einer Konzessionsverschärfung, die das BAKOM auf anfangs 2020 einführt. In Zukunft müssen Radios mit einer Konzession täglich mindestens 30 Minuten regionale Informationen anbieten. Manche Anbieter wollen sich dieser Herausforderung nicht stellen und verlängern ihre Konzession nicht. Es wird interessant sein, zu verfolgen, wie sich dies auf die Programmlandschaft auswirken wird.
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Kompletter Bericht
PROGRAMMANALYSE PRIVATRADIOS 2018