Programmanalyse SRG-Radios 2018

RTS-Radios: Stark in Kultur, schwach in Wirtschaft und Sport

Mehr als ein Drittel der gesamten Informationsproduktion in den RTS-Programmen von 2018 entfällt auf Kulturthemen. Im Vergleich mit den SRG-Programmen der anderen Sprachregionen fristen dagegen Wirtschaft und Sport eher ein Randdasein. In den letzten drei Jahren haben die RTS-Programme ihren Anteil an Schweizer Musik stark erhöht und zugleich die Information über den eigenen Sprachraum ausgebaut. Die Berücksichtigung der anderen Sprachregionen ist jedoch nach wie vor gering.

Im Unterschied zur deutschen Schweiz, wo die SRG mit ihren SRF-Regionaljournalen auch eine geographische Segmentierung vornimmt, ist dies in der Romandie nicht der Fall. Damit eröffnen sich den privaten Anbietern regionale Nischen und dem Publikum vielfältige und komplementäre Nutzungsmöglichkeiten von Radioangeboten. Im Kampf um das schwindende Publikum verlassen sich insbesondere der Marktleader der Westschweiz La Première und das Kulturradio Espace 2 weiterhin auf ein hochstehendes, formal vielfältiges Informationsangebot und ausgebaute Orientierungsleistungen. Um auch ein jüngeres Segment anzusprechen, schrauben sie jedoch an ihren Musikformaten. La Première, das einen sehr hohen Wortanteil aufweist, hat seine Musikinhalte nicht nur erheblich verjüngt, sondern setzt  zunehmend auf das einheimische Musikschaffen. Espace 2, das mit den stärksten Publikumsverlusten kämpft, hat seit 2015 den Musikanteil hochgefahren und spielt im Tagesprogramm neben Klassik nun auch Jazz, World Music und sogar Pop. Überdies konzentriert sich das Informationsangebot des Kulturradios nun vermehrt auf Kulturthemen in der Romandie, während es zuvor stark auf Frankreich ausgerichtet war.

Programmliche Kontinuität weist hingegen insbesondere Option Musique aus. Es besteht überwiegend aus leichter französischer Popmusik für ein älteres, ländliches Publikum. Das Informationsangebot ist für ein Service-Public-Radio dürftig und beschränkt sich fast ausschliesslich auf stündliche News. In der Publikumsgunst liegt es vor Couleur 3, das ein junges, urbanes Musikformat und ein umfangreicheres Informationsangebot aufweist.

Hohe Informationsqualität bei La Première und Espace 2

Aus konzessionsrechtlicher Sicht bieten die vier RTS-Programme unterschiedliche Leistungen. Information gehört zu den Kernkompetenzen der RTS-Radios. Ausser im Programm von Option Musique ist Information auf allen RTS-Sendern ein Schwerpunkt. Die Informationskompetenz der RTS-Radios zeigt sich aber nicht nur im Umfang der Information, sondern vor allem auch in der Aufbereitungsqualität. Insbesondere La Première und Espace 2, und in etwas geringerem Ausmass Couleur 3, legen grossen Wert auf Einordnungsleistungen und formale Vielfalt. Weit nüchterner präsentiert sich das knappe Informationsangebot von Option Musique, das zum grossen Teil aus Nachrichtenbulletins besteht, die primär Fakten vermitteln, ohne diese in weitere Zusammenhänge einzuordnen.

Unter dem Aspekt des Pluralismusgebots ist von besonderem Interesse, welche politischen Akteure im Fokus stehen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass in den RTS-Radioprogrammen ein breites Spektrum von politischen Parteien seine Positionen und Anliegen zum Ausdruck bringen kann. Die im Bundesrat vertretenen Parteien haben jedoch – mit einer Ausnahme – klar bessere Chancen, sich Gehör zu verschaffen. Die Ausnahme betrifft die Grünen, die fast ebenso gut repräsentiert sind wie die Bundesratsparteien.

Ein gewichtiges Argument für das Gebührenprivileg der SRG ist ihr Integrationsauftrag. Eine wesentliche Integrationsleistung der SRG könnte darin bestehen, das Wissen über die jeweils anderen Landesteile zu mehren, d.h. über Ereignisse in den anderen Sprachregionen zu berichten. Die RTS-Programme berichten während rund sechs Prozent der für Informationen zur Verfügung gestellten Programmzeit über die anderen Sprachregionen, wobei fast immer die Deutschschweiz und so gut wie nie das Tessin im Blickfeld ist. Entgegen den politischen Forderungen hat die Berücksichtigung der anderen Sprachregionen in den letzten Jahren nicht zugenommen, seit 2015 ist sogar ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Option Musique – wenig Service Public

Hingegen ist der Beitrag der RTS-Programme zur Stärkung der kulturellen Identität – mit Ausnahme von Option Musique – beträchtlich. Kulturthemen mit Bezug zur Schweiz dominieren das Informationsangebot von Espace 2 und sind auch auf La Première und Couleur 3 prominent vertreten. Ebenso ist der Anteil an Schweizer Musik in den letzten Jahren stark angestiegen. Seit Beginn der Erhebungen 2008 war der Anteil an Musik schweizerischer Provenienz in den Programmen der RTS-Radios noch nie so hoch wie im Untersuchungsjahr 2018.

Mit Blick auf den SRG-Programmauftrag lässt sich festhalten, dass drei der vier RTS-Programme hinsichtlich der Stärkung der kulturellen Identität ein hohes Leistungsniveau aufweisen und die medienpolitischen Erwartungen wohl besser erfüllen als im Bereich des Integrationsauftrags. Option Musique hingegen trägt kaum dazu bei, den SRG-Leistungsauftrag zu erfüllen, sondern dient eher der Reichweiten-Verteidigung gegenüber der (ausländischen) privaten Konkurrenz.

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PROGRAMMANALYSE SRG RADIOS 2018

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